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Bestandsentwicklung |
Durch mehrere Modernisierungsmaßnahmen sieht man heute den Reisezugwagen der HSB nicht mehr so deutlich ihre Herkunft und das Baujahr an. Zum Teil sind von den älteren Wagen lediglich die Rahmen und die Drehgestelle noch original.
Eine Anzahl Wagen stammt aus den Anfangsjahren (1897–1900) der NWE bzw. aus den 1920er Jahren, als die NWE ihren Wagensbestand erneuerte. Die Wagen waren für die 2. und 3. Klasse (teilweise kombiniert) und einzelne Wagen waren für die 1. Klasse. Von der GHE sind leider keine Reisezugwagen mehr im Harz erhalten, da diese 1946 zusammen mit Lokomotiven und Gleisen als Reparation in die Sowjetunion abtransportiert wurden.
Nach dem Wiederaufbau der Selketalbahn bestand erhöhter Bedarf an Wagen. Deshalb wurden in Wernigerode Westerntor man in den 1950er Jahren sächsische Personenwagen mit 750 mm Spurweite durch Einschweißen eines Zwischenstücks in die Drehgestelle auf 1000 mm Spurweite um.
Im Juni 1956 wurde bei der DR die 3. Wagenklasse abgeschafft. Seit dem gibt es auf den Harzer Schmalspurbahnen nur noch die 2. Wagenklasse.
Anfang der 1970er Jahre wurden von der stillgelegten Spreewaldbahn einige Wagen nach Wernigerode gebracht. Da diese Wagen wegen ihrer Druckluftbremse zum damaligen Zeitpunkt auf den Harzer Schmalspurbahnen nicht eingesetzt werden konnten, dienten sie vorwiegend als Ersatzteilspender. Nachdem ab 1980 im Harz wegen Problemen mit der Ersatzteilbeschaffung der Wagenpark von Saugluftremse auf Druckluftbremse umgerüstet wurde, reihte die DR die noch verwertbaren ehemaligen Spreewaldbahn-Wagen in den betriebsfähigen Wagenpark ein.
1989 entstanden im Raw Wittenberge unter Verwendung von Güterwagen-Fahrgestellen neue Packwagen.
In den Jahren 1992 und 1993 baute das Raw Wittenberge bereits im Auftrag der HSB vierzehn neue Personenwagen. Zwei Personenwagen ließ die HSB zu Café-Wagen umbauen (einer wieder zu normalen Wagen zurückgebaut). Zwei offene Güterwagen wurden zu offenen Aussichtswagen umgebaut (einer davon abgestellt). Der Aussichtswagen - as sogenannte "Schienencabrio" - kommt bei Sonderfahrten und seit Sommerfahrplan 2003 versuchsweise in Planzügen zum Einsatz.
Technik |
In den Anfangsjahren bestanden die Wagenkästen aus Holz. Heute bestehen die Kästen der Reisezugwagen aus Stahblech.
Typisch für die Reisezugwagen der Harzer Schmalspurbahnen sind die offenen Endbühnen mit den Übergängen.
Zur Kupplung der Fahrzeuge (Loks und Wagen) untereinander wird im Harz die Balancier-Kupplung verwendet. Als Stoßeinrichtung dient ein Mittelpuffer. Als äußere Zugeinrichtung dienen zwei symetrisch angeordnete Schraubenkupplungen.
Die alten Wagen hatten bei Auslieferung ursprünglich Gleitlager. Mit Ausnahme der Traditionswagen wurden diese bei der Modernisierung durch Rollenlager ersetzt.
Ursprünglich besaßen die alten Wagen Senkfenster mit Lederriemen, wie sie noch in den Traditionswagen vorhanden sind. Die modernisierten Wagen besitzen Klappfenster. Die Neubauwagen erhielten Versatzfenster.
Die Türen von der Wagenplattform zum Wageninneren waren sowohl als Schiebetüren als auch als Schwenktüren ausgeführt. Die modernisierten Wagen erhielten einheitliche Schiebetüren, die jedoch so schmal bemessen wurden, daß kein großer Kinderwagen mehr in den Personenwagen genommen werden kann. Deshalb müssen die Personenzüge generell einen Packwagen mitführen.
Die Fahrzeuge der NWE hatten in den ersten Jahren Saugluftbremsen (Vakuumbremsen) der Bauart Körting. Später rüstete man die Fahrzeuge auf Saugluftbremssystem der Bauart Hardy um. Von 1980 bis 1988 erfolgte die schrittweise Umrüstung von Saugluftbremse auf Druckluftbremse der Bauart KE (Knorrbremse der Einheitsbauart).
Bis ca. 1910 dienten Petroleumlampen bzw. Kerzen zur Beleuchtung in den Wagen. Danach verwendete man Karbidlampen. Ab 1922 nutzte man die elektrische Beleuchtung. Der Strom wurde jedoch nicht von der Lichtmaschine der Lok geliefert. Damit wurden nur die Spitzenbeleuchtung, die Triebwerksbeleuchtung und das Führerhauslicht betrieben. Den Strom für das Licht der Wagen lieferten Akkumulatoren, welche während der Fahrt durch Generatoren geladen wurden. Der Antrieb der Generatoren erfolgte von einer Wagenachse über einen Flachriemen. Schon vor einigen Jahren hat man auf die Generatoren verzichtet. Statt dessen erfolgt das Laden der Akkus nachts während der Betriebsruhe durch Anschluß an eine stationäre Ladestation.
Bis 1973 hatten die Wagenkästen der Personenwagen einen dunkelgrünen Farbanstrich. Dieser wurde durch den noch heute üblichen Anstrich in Elfenbein/Weinrot ersetzt.
Bei der umfassenden Modernisierung in den 1980er Jahren erhielten die meisten Wagen einen neuen Wagenkasten mit Tonnendach und neue Inneneinrichtung.
Wagennummern |
Jeder Wagen besitzt zur Unterscheidung seine vom Eigentümer festgelegte eigene Wagennummer. Das war zur Privatbahnzeit eine fortlaufende Nummer. Durch Ausmusterung einzelner Wagen kam es zur Neuvergabe der einst belegten Nummern (auf diesen WWW-Seiten durch römische Ziffern kenntlich gemacht). Nach Übernahme der privaten Bahngesellschaften im Harz durch den Staatsbetrieb "Deutsche Reichsbahn (DR)" im Jahr 1949 wurden ab 1950 den Reisezugwagen fünfstellige mit "10." beginnende Nummern zugeordnet. Die letzten Ziffern entsprachen vorwiegend den alten Privatbahnnummern. Die neuen Nummern wurden aber nicht konsequent an den Wagen angeschrieben.
Ab 1958 verwendete die DR ein neues Nummernschema für Schmalspurwagen, welches von der HSB übernommen wurde. Die Wagennummer besteht aus einer dreistelligen Stammnummer und einer dreistelligen Ordnungsnummer. Mit "0" beginnende Ordnungsnummern sind für Wagen der 1. Klasse reserviert. Die Nummernvergabe erfolgte geordnet nach Bahnen und nach Baujahr. Für die Schmalspurbahnen mit 1000 mm Spurweite galten folgende Stammnummern:
Stammnummer | Zuordnung |
---|---|
900-... | vierachsige Sitzwagen |
901-... | zweiachsige Sitzwagen |
902-... | vierachsige Sitzwagen mit Gepäckabteil |
903-... | zweiachsige Sitzwagen mit Gepäckabteil |
904-... | vierachsige Packwagen |
905-... | zweiachsige Packwagen |
906-... | vierachsige Packwagen mit Postabteil |
907-... | zweiachsige Packwagen mit Dienstabteil |
908-... | zweiachsige Mannschaftswagen |
909-... | vierachsige Mannschaftswagen |
Wagengattungen |
Die Wagengattung kennzeichnet die Nutzungsmöglichkeiten eines Wagens. Angegeben ist die aktuelle Wagengattung und nicht die ursprüngliche Gattung bei Auslieferung. Da die Sitzwagen der HSB in der Mehrzahl vierachsig, mit offenen Bühnen und Übergängen sowie mit Kunstledersitzen ausgestattet sind, ist der Teil "4ip" der Gattung nicht an den Wagen angeschrieben.
Die Gattungszeichen bedeuten im Einzelnen:
Hauptgattungszeichen | |
---|---|
Zeichen | Bedeutung |
K | Schmalspur-Reisezugwagen |
A | 1. Klasse |
B | 2. Klasse |
BD | kombinierter Sitzwagen 2. Klasse mit Gepäckabteil |
BWR | Sitzwagen 2. Klasse mit Kücheneinrichtung (Café-Wagen) |
C | 3. Klasse (1956 abgeschafft) |
D | Gepäckwagen (mit Dienstabteil) |
Dienst | Dienstpersonenwagen |
Post | Postwagen |
Pwg | Packwagen / Güterzugbegleitwagen |
WR | Imbisswagen (Café-Wagen) |
Nebengattungszeichen | |
Zeichen | Bedeutung |
4 | vierachsiger Drehgestellwagen |
aa | zweiachsiger Wagen |
a | dreiachsiger Wagen |
i | Durchgangswagen mit offenen Endbühnen und offenem Übergang |
p | "Polstersitze" - nach Abschaffung der 3. Klasse (Juni 1956) eingeführtes Kennzeichen zur Unterscheidung zwischen Holzbänken und Sitzen mit kunstlederbezogenem Hartpolster |
tr | Traglastenabteil |
w | ? |
Sitzwagen, vierachsig, 2. Klasse | ||||||
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Nummer | DR bis 1957 | Gattung | Baujahr | Hersteller | Gattung alt | Bemerkungen |
900-211 | 10158 | KB4ip | 1930 | Bautzen | KC4 | ex DRG K448 ex DR 70448 12/1855 Spreewaldbahn 4/1970 Wernigerode |
900-230 | 10116 | KB4ip | 1929 | Werdau | KB4 | ex DRG K9 ex DR 70009 11/1853 Spreewaldbahn 6/1970 Wernigerode |
900-242 | 10119 | KB4ip | 1932 | Bautzen | KC4 | ex DRG K468 ex DR 70468 7/1859 Spreewaldbahn 6/1970 Wernigerode |
900-243 | 10156 | KB4ip | 1932 | Bautzen | KC4 | ex DRG K476 ex DR 70476 3/1853 Spreewaldbahn 9/1970 Wernigerode |
900-433 | - | KB4ip | 1993 | Wittenberge | ||
900-434 | - | KB4ip | 1993 | Wittenberge | ||
900-435 | - | KB4ip | 1993 | Wittenberge | ||
900-436 | - | KB4ip | 1993 | Wittenberge | ||
900-437 | - | KB4ip | 1993 | Wittenberge | ||
900-438 | - | KB4ip | 1993 | Wittenberge | ||
900-439 | - | KB4ip | 1993 | Wittenberge | ||
900-440 | - | KB4ip | 1993 | Wittenberge | ||
900-441 | - | KB4ip | 1992 | Wittenberge | ||
900-442 | - | KB4ip | 1992 | Wittenberge | ||
900-443 | - | KB4ip | 1992 | Wittenberge | ||
900-444 | - | KB4ip | 1992 | Wittenberge | ||
900-445 | - | KB4ip | 1992 | Wittenberge | ||
900-446 | - | KB4ip | 1992 | Wittenberge | ||
900-451 | 10171 | KB4ip | 1897 | Köln | KC4 | ex NWE 51 ab1925 NWE 71II |
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